„Doc" brauchte keine Placebos

 

 

Erstmals veranstaltetes Jugendcamp des Handballkreises ist ein Riesenerfolg

 

VON IVO KRAFT

 

Bielefeld.

 

Manchmal gestaltet sich die längere Abwesenheit heranwachsender Kinder vom Elternhaus schwierig. So mancher Klassenlehrer kennt die Problematik: Entweder das Jungvolk verzehrt sich während einer Exkursion vor Heimweh. Derlei emotionale Beschwerden können gelegentlich mit Smarties-Pillen behoben werden. Schwieriger wird es, wenn die Kinder und Jugendliche derart über die Stränge schlagen, dass die Pädagogen nach der Klassenfahrt als Medizin erstmal Urlaub benötigen.

 

Nicht so beim erstmals veranstalteten Handballcamp des Handballkreises Bielefeld/Herford. Insgesamt 51 Nachwuchstalente im Alter von zehn bis 14 Jahren verließen für fünf Tage das fürsorgliche Elternhaus und begaben sich im Jugendgästehaus Bielefeld unter die fachkundige Anleitung von sportlichen Betreuern.

 

Einer davon war Kreislehrwart Michael Neuhaus , dazu kamen Florian Hoyer, Georg Höllwerth, Manfred Krause, Stefan Haase (alle HSG Eintracht Gadderbaum) sowie Birger Giesen (HT SF Senne). Neuhaus hatte zur Sicherheit zwar auch ein mit Smarties gefülltes Döschen eingepackt, benötigte die Placebos allerdings nicht.

 

Vielmehr war der „Doc“ häufig als Physiotherapeut gefragt. Auch ohne die Entrichtung einer Praxisgebühr salbte und massierte Neuhaus die geplagten Muskeln der Spieler, Je länger das Camp dauerte, um so voller war abends die Neuhaussche „Sprechstunde“.

 

Fünf Tage Training unter Profilbedingungen

 

Dieser Umstand war jedoch nicht weiter verwunderlich, trainierten die Teilnehmer doch in dieser Woche annähernd unter Profilbedingungen. So standen nicht nur mehrere anspruchsvolle Trainingseinheiten auf dem Programm, sondern auch weitere belastende Aktivitäten wie Schwimmen, Hockey, Spinning, ein Leichtathletik- und Turnparcours sowie der ein oder andere frühmorgendliche Lauf durch Bielefelds innerstädtische Grüngürtel. Zusätzlich besuchten die Handballer das Bundesligaspiel zwischen Lemgo und Wetzlar und machten bei einer Stadtralley die Innenstadt unsicher.

 

„Es ging ja nicht nur darum, das Trainingspensum zu verdoppeln oder zu verdreifachen, das wäre ja auch innerhalb des Vereins möglich. Die Jungs haben selbst betont, dass es wichtig war, Spieler aus anderen Vereinen zu treffen“, berichtet Neuhaus. Zusätzlich habe man durch das vielfältige Angebot erkannt, „dass wir im Handballkreis viele Talente haben, die ohne dieses Camp nicht aufgetan worden wären.“

 

Positiver Nebeneffekt des prallen Terminplans war, dass sich die Nachtaktivitäten der Nachwuchshandballer auf ein Minimum beschränkten – kein Wunder, wenn um sieben Uhr schon wieder die wenig geliebten Läufe anstanden. Dabei ging es indes nicht darum, die Teilnehmer zu triezen, sondern dem Ganzen eine Struktur zu geben sowie der Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls Vorschub zu leisten. Dieser Plan ging auf.

 

„Die Jungs waren einfach Klasse. Sie haben sich an alle Spielregeln gehalten, was ja nicht selbstverständlich ist, lobt Michael Neuhaus die überaus engagierten Handballer. Ob bei den Trainingseinheiten oder beim gemeinschaftlichen Kettenrutschen im Ishara – die Kinder und Jugendlichen waren stets mit Feuereifer dabei. Dass überhaupt so viele Aktivitäten angeboten werden konnten, „lag daran, dass das Camp von vielen Seiten getragen wurde“, wie Neuhaus betonte. So stiftete die Sparkasse Bielefeld unter anderem Sweatshirts, Carolinen Brunnen sorgte für die Getränke, Kleps Reisen sponserte die Fahrt nach Lemgo, und der Handballkreis trug ein drittel der Gesamtkosten.

 

Aus Sicht des Kreislehrwartes hat sich das finanzielle Engagement für den Handballkreis Bielefeld/Herford vollauf gelohnt: „Das Camp war ein absoluter Imagegewinn.“ Schließlich entwickelte sich im Verlauf der Woche eine Atmosphäre, in der die Talente – gleichzeitig, ob akrobatisches, leichtathletisches oder handballerisches Engagement gefordert war – zunehmend besser miteinander kooperierten. So kam es, dass die Teilnehmer und Betreuer nach den fünf Tagen durchaus mit Wehmut voneinander schieden. Gut möglich, dass die Eltern hiernach ihren Kindern zur Tilgung dieser Emotion das ein oder andere Placebo verabreichen mussten.




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