Viola Pallas vom VfL Herford fährt zum Sichtungslehrgang des DHB




Der Traum von der Nationalmannschaft



Viola Pallas steht an der Siebenmeter-Linie. Den kleinen Handball fest umgriffen. Alle starren sie jetzt an. Nur eine nicht: Mama Claudia. Sie kann nicht hinsehen, hält sich die Augen zu. Aber egal, ob Viola trifft oder nicht, die Mama ist stolz auf ihre Tochter. Kann sie auch - die ist nämlich ein richtig großes Handball-Talent.
 

»Meine Eltern sind sehr stolz auf mich. Mein größter Fan ist aber mein Opa Wilfried. Der fährt zu jedem Spiel mit.« Die Unterstützung der Familie bedeutet der 14-jährigen Handballerin viel. Immer wieder erzählt sie von Tipps ihrer Eltern. Das nervt sie aber keineswegs, wie man es von einem Teenager erwarten könnte. Ganz im Gegenteil: Sie scheint die Ratschläge dankbar anzunehmen und umsetzen zu wollen.

Dabei wollte ihr Vater Dietmar, selber Fußballtrainer, sie eigentlich zum Fußball spielen bringen. Damit hat Viola auch angefangen. Mit sechs Jahren ging es dann aber mit fünf Freundinnen zur Handball-Abteilung des VfL Herford. »Ich finde Handball anspruchsvoller. Man muss viel mehr über Spielzüge nachdenken. Außerdem hatte ich meine ganzen Freundinnen hier.«

Der große Spaß ist bis heute nicht verflogen. Vielleicht hat sie es auch deshalb vor gut einem Jahr in die Handball-Westfalenauswahl geschafft. Durch die Kreisauswahl wurde sie entdeckt. Mit ihr sollten 30 weitere Talente aus ganz Westfalen gefördert werden. Am Anfang sei es aber gar nicht so leicht gewesen, sich auf den Handball zu konzentrieren. »Ich war ja die Einzige aus meiner Heimmannschaft dort und kannte keines von den anderen Mädchen. Da habe ich mich am Anfang auf den Lehrgängen manchmal schon ein bisschen alleine gefühlt. Aber wir haben uns dann alle sehr schnell gut verstanden.«

Und dass Viola Pallas kein Problem hat, schnell neue Leute kennen zu lernen, glaubt man ihr sofort. Denn die Schülerin hat Spaß daran zu reden und sie kommt einem mit ihrem lauten Lachen sofort sympathisch rüber.

Auf etwa zehn Lehrgängen war Viola im vergangenen Jahr mit der Westfalenauswahl. Meistens zwei Tage lang, an denen es heißt: Training, Training, Training. Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass sie ein oder zwei Tage in der Schule fehlt. Probleme mit den Noten hat die Neunt-Klässlerin der Otto-Hahn-Realschule aber nicht. 2,0 war ihr letzter Notenschnitt. »Auf die schulischen Leistungen wird ganz großer Wert gelegt. Wer zu schlecht ist, darf nicht mit in die Auswahl.« Das sei aber auch vollkommen in Ordnung so. Schließlich könne einem keiner versprechen, dass man später mal Nationalspielerin werde. Und genau so, wie sie es sagt, meint die 14-Jährige das auch. Da ist kein falscher Optimismus im Spiel. Fast erwachsen wirkt sie in ihren Plänen - auf jeden Fall realistisch. Deswegen will Viola auch unbedingt ihr Abitur machen und »nicht alles auf die Karte Handball setzen.«


Glaubt man ihrem Trainer Torsten Lampe vom VfL Herford, hat Viola aber das Zeug später in der Regionalliga zu spielen - vielleicht sogar höher. »Sie ist eine, auf die ich mich immer verlassen kann. Sie ist eine tolle Allrounderin, schnell, hat ein super Körpergefühl und eine klasse Schusssicherheit«, schwärmt Lampe von Violas Stärken. Vor allem ihre körperliche Präsenz sei ein großer Vorteil auf dem Spielfeld. Das mag man kaum glauben. Schließlich wirkt die etwa 1,60 Meter große Spielerin mit ihren kurzen braunen Haaren eher zierlich. Außerdem sei Viola äußerst zielstrebig und ehrgeizig. »Sie arbeitet sehr hart an sich.«
 
Das haben auch die Trainer der Westfalenauswahl erkannt und sie als eine von zehn Feldspielerinnen zu einem Sichtungslehrgang des Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Heidelberg geschickt. Von Mittwoch an bis Sonntag müssen die etwa 100 Teilnehmerinnen dort verschiedene Teststationen durchlaufen. Von Sprungkraftübungen, über Sprints und Ausdauereinheiten bis hin zum Bodenturnen. »Vor dem Turnen haben wir alle am meisten Horror. Aber das ist wichtig, um unsere Koordination zu testen.« Für die Besten winkt die Berufung in die DHB-Juniorenauswahl-Mannschaften.

Damit wäre Viola ihrem ganz großen Traum wieder ein Stück näher: »Am liebsten würde ich später Bundesliga spielen, und mein größter Wunsch wäre natürlich Nationalspielerin zu werden. Aber daran will ich noch nicht denken, erstmal will ich nur Spaß haben«, sagt das Handball-Talent mit einem Strahlen in den Augen.

Text und Foto: Herforder Kreisblatt




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