Irischer Meister in Jürmker Zirkus

 

Trainer Heiko Nossek ist aus der Jöllenbecker Jugendarbeit nicht wegzudenken

 

VON GREGOR WINKLER

 

Im kommenden Juni wird Heiko Nossek 30 Jahre alt. „Davor habe ich jetzt schon Angst“, gesteht er. Wahrscheinlich hat er noch den Auftritt seines Freundes Mirko Lenz im Hinterkopf, der als Putz-Hexe verkleidet an seinem Geburtstag beim Spiel der ersten Mannschaft wischen musste. Durch so etwas muss man wohl durch, wenn man einen festen Platz im Jöllenbecker Handball-Zirkus besetzt.

 

Heiko Nossek gehört zu den festen Größen der Jöllenbecker Jugendarbeit. Seit sechs Jahren coacht er überaus erfolgreich die C-Jugend seines Klubs. Nosseks eigene sportliche Karriere war geprägt von zahlreichen Rückschlägen. In der E-Jugend trainierte er unter einem gewissen Ralf Bruelheide. „Der hat immer die Arme ausgestreckt, und an jeder Seite musste einer von uns Klimmzüge machen“, erinnert sich Nossek lachend.

 

Bekannte Größen wie Steffen, Bierhake und Boeckstiegel gehörten zu seinen Mannschaftskollegen in der A-Jugend. 1993 wurde der Jöllenbecker Nachwuchs mit Heiko Nossek Westfalenmeister. Bezirksligist TuS Brake holte fast Nosseks kompletten A-Jugend-Jahrgang für die Saison 95/96. Dort zahlten die „Youngsters“ im Abstiegskampf Lehrgeld. Nossek weiß aber: „Das war ansonsten ein super Jahr, denn ich hatte viele Spielanteile.“ Im zweiten Jahr in Brake meldete sich dann die Schulter und zwang den Außenspieler zu einer Zwangspause mit Operation und Reha.

 

Nach seiner Genesung und dem Comeback folgte einer der sportlichen Höhepunkte in Nosseks Karriere. Während eines dreimonatigen Irland-Aufenthalts spielte der Bielefelder in der ersten irischen Liga. Dass es nur eine Handball-Liga auf der grünen Insel gibt, darf bei der Gelegenheit ruhig verschwiegen werden. Nossek erklärt: „Die Spieler bewegen sich zwischen Welt- und Kreisklasse. Aufwärmen gibt es nicht. In meinem Team waren Iren, Italiener und Dänen.“ Immerhin: Lughnasa Dublin wurde 2001 mit dem Deutschen Legionär Heiko Nossek irischer Handballmeister.

 

Im vergangenen Jahr schlug das Verletzungspech wieder zu. Ein Kreuzbandriss stoppte den Flügelflitzer ein weiteres Mal. Bis heute erholte sich Nossek davon nicht. Doch die Zwangspausen ließen Nossek Zeit, an seiner Trainer-Karriere zu feilen. In Brake und Jöllenbeck coachte und coacht er Nachwuchsteams. Die Erfolgsliste des B-Lizenz-Inhabers ist beachtlich: Vier Mal holten Nossek-Teams den Vize-Bezirkstitel, einmal wurde sein Team Bezirksmeister und eine Vize-Westfalenmeisterschaft komplettiert die Sammlung. Die Namen, die durch seine Jugend gingen, spielen heute um den Aufstieg in die Oberliga. Marcel Volmer, Sven-Eric Husemann und Sebastian Pieper sind nur einige seiner ehemaligenSchützlinge.

Vor aufwändigen Fortbildungen scheut der Diplomkaufmann nicht zurück. Eine Woche lang hauste er zusammen mit Sascha Vogelsang bei einem befreundeten dänischen Verein in der Schiedsrichter-Umkleide, um bei den dortigen Jugendtrainern ein Praktikum zu absolvieren: „Darüber haben sogar die Zeitungen dort berichtet“, sagt er und grinst.

 

Heiko Nossek, den alle nur Hajo nennen, hat sich sein Revier im TuS 97 markiert. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und das Umfeld ist hervorragend.“ Auf die Trainerbank eines Seniorenteams zieht es ihn derzeit nicht. Die nächste private Herausforderung soll die Teilnahme am Hermannslauf werden, „wenn das Kreuzband mitspielt“. Und dann gibt es noch ein sicheres Zeichen, dass die Jöllenbecker ihren Jugendcoach nicht so schnell gehen lassen werden: In seinem Wohnzimmer steht eine Theke.

 

© 2005 Neue Westfälische

Bielefelder Tageblatt (MW), Freitag 25. November 2005

 

 

 

 








Seitenanfang



Copyright © 2005-2024 Handballkreis Bielefeld-Herford e.V.